Die Ohren, vor allem nach hinten gerichtete Ohren, sind ein vieldiskutiertes Thema und sorgen für viel Unsicherheit.

Die Frage stellt sich immer wieder: Was bedeuten angelegte Ohren? Hier bekommst du eine differenzierte Antwort auf diese Frage.

Zunächst einmal sind Ohren natürlich ein Sinnesorgan und werden natürlich auch dazu genutzt um Sinne, in diesem Fall akustische Reize aufzunehmen. Zudem nutzen Pferde ihre Mimik und Gestik aber auch zur Kommunikation. Britische Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass bestimmte Merkmale kombiniert für bestimmte emotionale Empfindung stehen. (Forschung siehe Quellenangabe**) Dabei stellen die Ohren immer nur ein Merkmal zwischen ganz Vielen dar. Um das Gesicht zu deuten, müssen immer alle Merkmale so genau wie möglich betrachtet werden und zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden

Blickschulung

Das erste Missverständnis, das oft entsteht ist, dass einige nicht genau wissen, was genau eigentlich wirklich angelegte Ohren sind. Denn angelegte Ohren sind nicht gleich angelegte Ohren. Wir Menschen sind außerdem sehr auf akustische Reize spezialisiert und weniger auf visuelle Reize, da wir zum kommunizieren vor allem unsere Stimme nutzen. Es liegt also an uns unseren Blick zunächst einmal zu schulen.

Man achtet bei den Ohren auf folgende Merkmale:

– Wie ist der Abstand der Ohren?
– Sind die Ohren wirklich angelegt, oder nur zurück gedreht?
– Wie dicht ist die Ohrbasis am Schädel?
– Wohin zeigt die Öffnung des Ohres?
– Ist die Öffnung schmal oder weit?
– Wie ist die Form des Ohres (eher spitz, oder „normal“ mit leichter Rundung)?

Click auf den Link Worauf du bei den Pferdeohren achten kannst und Du findest dort Bilder mit Beispielen und Beschreibungen, um auch ein bildliches Verständnis davon zu haben.

Bei allen Merkmalen geht man immer von Abweichungen von dem Normalzustand aus. Der Normalzustand kann von Typ zu Typ etwas unterschiedlich sein. Anatomisch gesehen sind die Grundlagen bei jedem Pferd ähnlich, dennoch gibt es auch kleine Unterschiede (z.B. von einem Shettyohr im Vergleich zum Kaltblutohr). Man kann sich bei seinem Pferd gut ein Bild machen, was normal ist, indem man es einfach mal beobachtet und Bilder macht.

Wofür stehen angelegte Ohren?

Wenn es um die Interpretation solcher Merkmale geht, muss man natürlich möglichst viele Ebenen betrachten und hier wird es nun langsam ein wenig komplizierter. Grundsätzlich betrachtet man:

– wie stark das jeweilige Merkmal ausgeprägt?
– Wie lange wird ein Merkmal gezeigt?
– In welcher Kombination steht das Merkmal mit anderen?
– Was für einen Typ und Charakter habe ich vor mir?
– Wie war die Situation / Umstände / Umgebung (zeitliche Reihenfolge etc.)

Zunächst einmal haben angelegte Ohren immer eine erhöhte Spannung. D.h. man kann zunächst einmal davon ausgehen, dass in irgendeiner Art und Weise Stress vorhanden ist. (Biologisch definiert ist jede Form von Anspannung Stress) In der Regel beginnt das bei Unsicherheit (seitlich abstehend, großer Abstand zwischen den Ohren, Öffnung schräg nach hinten unten seitlich) über Unwohlsein bis hin zu Abneigung mit Tendenz zur Aggression, wenn auch die weiteren Merkmale in der Mimik eine erhöhte Anspannung haben. In einigen Fällen ist es auch der Fall, dass Pferde im Spielverhalten mit ihrer Mimik spielen. Dann legen sie beispielsweise einmal kurz die Ohren an, aber haben entspannte Nüstern und eine freudig vorgeschobene Oberlippe und wechseln diese Merkmale innerhalb kurzer Zeit. Sie spielen dann quasi auch mit ihrer Mimik und die Merkmale werden nicht starr gezeigt.

Mythen zu angelegten Ohren

„Mein Pferd schaut so, wenn es sich konzentriert“

Ein Satz den man häufig hört, auch von Trainern. Zu dieser Aussage gibt es bisher keine Belege. Bisher haben die Forscher rausgefunden, dass man in der Mimik vor allem den emotionalen Zustand des Pferdes erkennen kann. Konzentration ist ein geistiger Zustand, den man vor allem an der Art und Weise, wie sich ein Pferd verhält erkennt. Also ob es beispielsweise aufgeregt einfach alles mögliche abspult, oder ob es schnell abgelenkt ist von Außenreizen, oder ob es Signale prompt und fehlerfrei ausführt. Ein Pferd kann sich konzentrieren und sich dabei wohlfühlen und es kann konzentriert sein, aber sich dennoch unwohl oder unsicher fühlen. In der Regel ist diese Aussage oft lediglich eine Beschönigung der Situation und eine gut befundene Erklärung, die man leichter annehmen kann, als die, das das Pferd sich tatsächlich unwohl fühlt oder Stress hat.

„Mein Pferd schaut so, weil es sich ja schließlich anstrengt“

Tatsächlich erkennt man auch Anstrengung als Form von Anspannung an der Mimik. Wenn das Pferd beispielsweise Galoppiert, dann ist es normal, dass z.B. die Nüstern geweitet sind. Diese Merkmale würden in diesem Fall dann zur Situation passen. Oder die Kaumuskeln sind angespannt, wobei auch das nicht dauerhaft der Fall sein sollte, denn wenn man z.B. reitet, ist ja auch Losgelassenheit ein Ausbildungsziel, zu dem dauerhaft aufeinandergepresste Kiefer nicht passen würden Ganz egal wie anstrengend eine Übung ist, steht jedes Verhalten immer auch im Zusammenhang mit Emotionen, die man auch in der Mimik ablesen kann. Ein Pferd kann sich anstrengen und dabei Spaß haben, oder sich dabei unwohl fühlen und auch diese Empfindungen erkennt man an der Mimik.

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